Die beiden Glocken © Rudi Bürgermeister, Bistum Passau

Kirchenglocken

Im Kirchturm befinden sich zwei Bronze-Glocken. Die größere Glocke hat einen Durchmesser von mehr als einem halben Meter und trägt auf der Glockenhaube eine Umschrift in gotischen Minuskeln mit einem weit verbreiteten Glockenspruch: ave rex glorie veni cum pace. Darauf folgen der Name „niclas hirsperger“ und danach die lateinische Schreibweise für 1478, das Jahr in dem der Regensburger Gießer Nikolaus Hirschberger die Glocke hergestellt hat. Die Worte sind durch Punkte und Verzierungen getrennt.

Übersetzt bedeutet der Spruch: Gegrüßt seist du, König der Herrlichkeit, komm mit Frieden. Die kleinere Glocke hat einen Durchmesser von etwas mehr als 30 Zentimetern. Sie ist womöglich noch älter und stammt bereits aus dem 14. Jahrhundert.

Dass diese beiden alten Glocken immer noch im Glockenstuhl hängen, ist nicht selbstverständlich. Zur Zeit der Säkularisation, Anfang des 19. Jahrhunderts, wurden viele Kirchen und Klöster im Heiligen römischen Reich Deutscher Nation durch den Reichsdeputationshauptschluss - gefasst am 25.Februar 1803 im Alten Rathaus von Regensburg - enteignet. Er regelte die Entschädigung der weltlichen Fürsten für den Verlust ihrer linksrheinischen Gebiete infolge der napoleonischen Eroberungen.

Daraufhin wurden Mönche aus ihren Klöstern gejagt, Bibliotheken geplündert, Kirchen und Kapellen wurden abgerissen und mit ihnen verschwanden ihre Glocken. Ein Zeitgenosse von damals berichtet: „…Bis zum Jahr 1805 wurden an einem zentralen Ort eine nicht unerhebliche Zahl von Glocken zusammengebracht. Sie wurden verkauft. Wenige gelangten an heilige Orte zurück, viele wurden zerschlagen, die meisten aber eingeschmolzen.“

Dieses Schicksal wiederholte sich für viele Glocken dann im ersten Weltkrieg, als der Staat zur Metallspende des deutschen Volkes aufrief, um für die Rüstungsproduktion wichtige Metalle zu gewinnen. War die Sammlung „Gold gab ich für Eisen“ noch eine freiwillige Abgabe von Schmuck und später Edelmetall, so wurden ab 1917 systematisch alle Kirchenglocken erfasst und entsprechend ihrem historischen Wert kategorisiert. Dann wurden insbesondere Kirchenglocken aus dem 19 Jahrhundert beschlagnahmt und eingeschmolzen.

Den Platz, an dem die Glocken gesammelt wurden, nannte man „Glockenfriedhof“. Schätzungen gehen davon aus, dass im Ersten Weltkrieg rund 65.000 Glocken eingeschmolzen wurden. Auch der 2. Weltkrieg forderte seinen Tribut. In noch größerem Maße kam es zur Konfiszierung von Kirchenglocken und über den riesigen Glockenfriedhof in Hamburg-Veddel gelangten mehr als 75.000 Glocken in die Schmelzöfen. Gegen Ende des Krieges warteten dort noch 10.000 Glocken auf ihre Einschmelzung. Viele von ihnen konnten wieder an ihren Stammplatz zurückgeführt werden, viele aber auch mangels Zuordnung nicht.

Dass den Glocken aus Meisternthal dieses Schicksal erspart geblieben ist, liegt daran, dass sich die damaligen Einwohner vehement und erfolgreich gegen den Abtransport gewehrt haben.

Heute wie früher läuten die Glocken für den Frieden, so wie es die Aufschrift auf der größeren Glocke besagt.